MUKOinfo 3/2024: Die erste Zeit nach der Diagnose
Neuigkeiten aus der Forschung Publikationen im Journal of Cystic Fibrosis
Die Fachzeitschrift Journal of Cystic Fibrosis , herausgegeben von der europäischen CF-Gesellschaft, erscheint monatlich. Hier finden Sie eine Auswahl spannender Artikel der letzten Monate. Einige der Fachartikel werden zudem als laienverständliche englische Kurzversion veröffentlicht: www.ecfs.eu/publications/cf-research-news
Zusammengefasst von: Dr. Uta Düesberg (Redaktion), Mukoviszidose Institut, Tel.: +49 (0) 228 98780-45, E-Mail: UDueesberg@muko.info
Ernährung in den ersten Lebensmonaten Auch Neugeborene mit CF sollten im bes ten Fall gestillt werden. Aber in welcher Form und zu welcher Zeit die Muttermilch mit Zusatznahrung ergänzt werden soll, ist nicht genau beschrieben. Wie und in welcher Form Kinder im ersten Lebens jahr ernährt werden und welche Auswir kungen das auf Lunge und Wachstum bis zum dritten Lebensjahr hat, wurde an 172 Neugeborenen in sechs ameri kanischen CF-Zentren untersucht. Die meisten Neugeborenen (72 %) wurden mit Muttermilch gestillt, andere Mütter griffen auf Ersatzmilch zurück. Kinder, die spätestens nach sechs Monaten mit Zusatznahrung versorgt wurden – un abhängig davon, ob Muttermilch oder Ersatzmilch gegeben wurde – hatten ein besseres Wachstum und Gewicht. Bei gestillten Kindern war die Lunge sogar in einem besseren Gesundheitszustand. Ein Drittel der Kinder ohne Zusatznah rung erreichte dennoch ein normales Wachstum, die Mehrheit der Kinder war auf die Zusatznahrung jedoch angewie sen. Wann der richtige Zeitpunkt ist, mit der Ergänzung der Milch zu beginnen, ging aus der Studie nicht hervor. Es wurde aber deutlich, dass die Ernährung schon ab der Geburt individuell ange passt werden sollte. Lai JH, et al. Breastfeeding, growth, and lung disease in the first 3 years of life in children with cystic fibrosis. J Cyst Fibros. 2024 Mar 19:S1569-1993(24)00034-1.
Warum wirkt ETI nicht bei allen gleich gut? Medikamente wirken nicht bei allen Menschen gleich. Das ist auch bei der Modulatortherapie zu beobachten, aber die Gründe dafür sind unklar. Eine italie nische Studie hat 211 Patienten ab zwölf Jahren über einen Zeitraum von sechs Monaten nach Beginn einer ETI (Kaftrio)- Therapie studiert, um zu erfassen, wie Schweißchlorid, Lungenfunktion und BMI mit der unterschiedlichen Wirksamkeit zusammenhängen. Das Ansprechen auf ETI war insgesamt erwartungsgemäß sehr heterogen (bei 10% veränderte sich die Lungenfunktion nur wenig) und es wurde deutlich, dass eine Normalisierung des Schweißtests (ein Maß für die CFTR-Funk tion) die klinische Wirksamkeit nicht vorhersagen kann. Beispielsweise war die Veränderung des Schweißchlorids bei Männern geringer als bei Frauen, bei F508del homozygotem Befund veränder te sich der BMI weniger, und bei höherem Alter und guter FEV 1 veränderte sich der FEV 1 -Wert weniger. Der Genotyp und der individuelle Status des Patienten können demnach die heterogene Wirkung von ETI nur teilweise erklären. Letztlich wird das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ursächlich für die Wirksamkeit sein. Das Ziel muss daher eine personalisierte Therapiestrategie sein. Alicandro G, et al. Heterogeneity in response to Elex acaftor/Tezacaftor/Ivacaftor in people with cystic fibro sis. J Cyst Fibros. 2024 Jul 16:S1569-1993(24)00791-4.
Neuer Versuch mit ENaC-Blockern Die Hemmung des Natrium-Kanals (ENaC) als CF-Inhalationstherapie zur Verflüssi gung des Schleims in der Lunge wurde in den letzten 30 Jahren mehrfach versucht. Die Wirksamkeit der Substanzen wurde dabei immer wieder bestätigt, aber die Anwendung am Menschen scheiterte meist an einer zu niedrigen Wirkkon zentration und/oder einem zu schnellen Abbau des Wirkstoffs (z.B. Amilorid). Hier war besondere Vorsicht geboten, da eine Überdosierung das Risiko birgt, den Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht zu bringen mit potenziell weitreichen den Folgen für den Körper. Jetzt ist ein neuer Wirkstoff, ETD001, in der klinischen Testung und verspricht eine verlängerte Wirkdauer (Phase-2-Studie läuft auch in Deutschland: www.muko.info/studienliste ). Eine vorausgegangene Laborstudie hat gezeigt, dass ETD001 sowohl in Zellkultu ren als auch bei Ratten und Schafen den Schleim in der Lunge anhaltend verflüs sigt. Untersuchungen zur wirksamen Dosierung zeigen, dass die Inhalation von ETD001 auch noch in Dosierungen weit über der wirksamen Dosis sicher und verträglich ist. Das könnte daran liegen, dass ETD001 nur sehr wenig in die Zellen der Lunge eindringt (niedrige Absorption) und damit den Körper nicht belastet. Danahay H, et al. ETD001: A novel inhaled ENaC block er with an extended duration of action in vivo. J Cyst Fibros. 2024 Jun 7:S1569-1993(24)00081-X.
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