MUKOinfo-Ausgabe 2/25: Mentale Gesundheit bei CF

Verdrängung ... ist nicht das schlechteste Konzept

Der Umgang mit psychischen Heraus forderungen ist so individuell wie die Grunderkrankung Mukoviszidose. Vor diesem Hintergrund berichtet Roland Scholz von seinen Strategien. Mukoviszidose nicht im Vordergrund Der milde Verlauf und die späte Diag nose im 28. Lebensjahr haben anfangs dazu beigetragen, dass die Erkrankung zumindest bis zu diesem Zeitpunkt nicht für mein Leben bestimmend war. Und daran anschließend vertrat ich die Auffassung, dass die Ärzte als Experten schon dafür sorgen würden, dass mir – soweit möglich – geholfen wird. Mehr Selbstverantwortung Diese Einstellung gab ich zunächst auch nicht auf, als ich 2013 erstmals eine lebensbedrohliche Lungenblutung hatte und für eine Transplantation gelistet werden sollte. Trotz einer Vielzahl an Eingriffen konnten die Blutungen in den Folgejahren nicht in den Griff bekommen werden, sodass ich mich selbst mehr in die Pflicht nahm: Mit Yoga, TCM (traditi onelle chinesische Medizin) und einigen Variationsversuchen bei der Medikation wollte ich wieder die Herrschaft über meinen Körper erlangen. Auch in psychi scher Hinsicht, schließlich zeigten sich vermehrt Stimmungsschwankungen, zunehmende Aggressivität, letztlich Unsicherheit und Angst.

Das Leben hat Licht- und Schattenseiten...

Erneut versuchte ich zuerst, allein damit umzugehen. Ich war dabei immer der Meinung, dass man nur überleben kann, wenn man kämpft. Umso erschütterter war ich, als ich im Januar 2021 während einer massiven Blutung meinen eigenen möglichen Tod plötzlich gleichmütig akzeptierte. Dieser – in meinen Augen – Widerspruch veranlasste mich, den Rat eines Psychotherapeuten zu suchen. In nur zwei Sitzungen konnte er meine Zweifel ausräumen und machte mir deutlich, dass ich nur mäßig beeinfluss bare Gegebenheiten wieder stärker als solche akzeptieren müsse. „Man muss nicht jeden Auswurf unterm Mikroskop untersuchen.“ Das war ja genau meine ursprüngliche Herangehensweise: Die Krankheit ist

eine lästige Begleiterscheinung in (m)ei nem Leben, dem ich einen individuellen Sinn geben kann. Statt die – im konkre ten Fall mitunter heftigen – negativen gesundheitlichen Folgen zu fokussie ren – und damit zu überhöhen – stellte ich wieder die positiven Momente in den Mittelpunkt. Diesen meinen Umgang mit der Mukoviszidose kommentierte die Psychotherapeutin in meiner Fachklinik dereinst mit den Worten, dass Verdrän gung nicht das schlechteste Konzept sei. Wie recht sie doch hatte.

Roland Scholz (51 Jahre, CF)

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