MUKOinfo Nr. 4/23: Grenzen überwinden trotz Mukoviszidose

Julias beste Freudin ist immer an ihrer Seite

Allerdings war meine Geduld während der langen Wartezeit oft am Ende. Wenn wieder drei Monate vergangen waren und ich zum Check-Up in die Klinik musste, um erneut gelistet zu werden, war es jedes Mal ein kleiner Kampf. Die langen Jahre waren ein ständiges Auf und Ab. Während der Wartezeit begann Julia eine Ausbildung Zum Positiv sein gehörte auch der Blick nach vorn. Mitten in der Wartezeit habe ich mich dazu entschieden, eine Ausbildung zu beginnen. Da mein Tag nur aus Inhalieren, Physiotherapie und Fernsehschauen bestand, fehlte etwas geistig Sinnhaftes. Meine Highlights am Tag waren „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ zu schauen. Nicht das, was eine Anfang 20-Jährige normalerweise tut. Meine Großeltern fanden es allerdings gar nicht so schlecht, denn so konnten wir Tag für Tag über die neuesten Intri gen und Liebeleien der beiden Soaps fachsimpeln. Ich habe tatsächlich einen Ausbildungs platz im Groß- und Außenhandelsma nagement bekommen und habe sogar das große Glück, einen sehr netten und verständnisvollen Chef bekommen zu haben. Er hat es mir ermöglicht, die Ausbildung mit reduzierter Stundenan zahl anzutreten. Er wusste von Anfang an Bescheid, dass jederzeit der Anruf kommen kann und ich mit Sicherheit oft fehlen würde. Ein toller Chef – dem ich dafür sehr dankbar bin. Alle Kollegen haben Rücksicht genommen, mir Zeit zum Inhalieren und Husten gegeben.

„ …ich bin dankbar für so eine wundervolle Freundin, die ausnahmslos seit 30 Jahren an meiner Seite ist!“

Wie schon oben beschrieben, glaube ich fest daran, dass der lange Weg vor und nach der Transplantation durch die Unterstützung von den lieben Menschen drum herum leichter werden kann. Julias beste Freundin war immer an ihrer Seite – auch vor der Transplantation Nach etwa eineinhalb Jahren Ausbildung kam dann tatsächlich DER Anruf und es ging los! Morgens um fünf Uhr habe ich dann erstmal in Ruhe meine Amy geknuddelt, denn ich wusste, dass die Ruhe vorbei ist, wenn ich meine Mutter mit dieser Nachricht wecke. Nach drei weiteren Telefonaten mit dem Transplan tationszentrum hatten sie endlich einen Rettungswagen gefunden, der mich aus unserer kleinen Stadt an der Elbe mitten in Sachsen-Anhalt abholen kann. Die Katze wurde zu meinen Großeltern gebracht, meine Tante holte meine beste Freundin ab und auch mein Vater saß bereits im Auto. Nun waren alle auf dem Weg und meine Finger glühten am Handy, als ich im Krankenwagen saß, weil ich natürlich jedem Bescheid geben musste. Die Daumen waren also gedrückt und die Hoffnung war groß, dass es kein Fehlalarm ist. Dieser große Optimismus

hat mich nie verlassen und ehrlich ge sagt, freute ich mich nur noch! Hoffent lich endlich eine neue Lunge, hoffentlich endlich ein neues Leben – ohne IVs, ohne ständigen Husten und ohne k.o. nach 50 Metern gehen – zu bekommen. Wir fünf warteten ungefähr fünf Stun den bis es hieß: „Das Organ passt, es geht gleich los!“ Die Wartezeit war toll! Wir haben Witze gemacht, viel gelacht und meine Freundin hat mir nach einer langen Suche nach einem Nagellack entferner noch schnell die roten Finger- und Fußnägel ablackiert. Das war nötig, weil im OP Nagellack natürlich ein No Go ist. Wieder etwas, das sie ohne viel nach zufragen für mich gemacht hat. Denn meine beste Freundin und ich kennen uns quasi seit unserer Geburt. Sie hat mich aus so manchem dunklen Moment geholt und ich bin dankbar für so eine wundervolle Freundin, die ausnahmslos seit 30 Jahren an meiner Seite ist! Nach einer komplikationslosen Trans plantation ging es positiv weiter. Volle Kraft nach vorn! Schon im Krankenhaus konnte ich mehr Stufen steigen als vor der OP und nach den geplanten drei

41 Mein Leben mit CF

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