muko.info 3/2020 "Warum in der CF Versorgung arbeiten"

Warum in der CF-Versorgung arbeiten? Wo sonst!

Unmittelbar Erfolge erleben Der Brustkorb ist meist beweglicher als viele Patienten sich vorstellen, sodass die Atmung von außen mit vielen Techniken gut beeinflusst werden kann. Auch der Geist ist meist ebenso beweglich, sodass die Vermittlung von angepassten Techni- ken nach einigen Wochen oft unmittelba- re Erfolge in der Lungenfunktion zeigt. Inzwischen arbeite ich als Physiothera- pie-Leitung in der Fachklinik Satteldüne und bin wieder in einem tollen, inter- disziplinären Team. Diese Interdiszipli- narität, der Abwechslungsreichtum der Behandlungen (vom Kind zum Erwach- senen, von leicht bis schwer betroffen), die Behandlungsdauer von nahezu einer Stunde – all das macht mir große Freude und ist innerhalb der Physiotherapie durchaus besonders. Sinnstiftend Wenn man gerne ganzheitlich arbeitet, Verantwortung mag und an einer kom- plexen Behandlung Freude hat, die nicht nur aus der Anwendung atemtherapeuti-

Vor 23 Jahren hat Birgit Dittmar als Physiotherapeutin in der Lungenklinik Berlin-Heckeshorn begonnen, mit CF- Patienten zu arbeiten. Als Berufsanfän- gerin war das für sie ein toller Einstieg: ein interdisziplinäres, großartiges Team und ausreichend lange Behandlungs- zeiten. Warum bin ich immer noch dabei? At- mung ist elementar und existenziell, das ist es, was mich berührt. Mein Schlüs- selerlebnis war die Behandlung von Stefan K., bei der ich damals hospitieren durfte: dünn, klein, extreme Sekretmen- gen in einem sehr überblähten Thorax. Beeindruckt hat mich die Zähigkeit, mit der er Therapie gemacht hat und wie er unmittelbar nach der Behandlung leich- ter Luft bekam. Inzwischen hat sich CF weiterentwickelt, diese schweren Verläufe sieht man heu- te seltener. Dennoch ist auch heute so wahnsinnig viel zu erreichen: Die meis- ten Patienten sind extrem motiviert, an sich und ihrem Zustand zu arbeiten.

Helfen macht Freude: Birgit Dittmar

scher Techniken besteht, sondern auch darin, z.B. über Anleitungen, Eltern frisch diagnostizierter Kinder die nötige Sicher- heit zu geben, dann ist es gut möglich, dass es einen „packt“, dass man diese sehr besonderen Patienten in sein Herz schließt und lange viel Freude an einer sehr sinnstiftenden Tätigkeit hat.

Birgit Dittmar Leitung Physiotherapie, Physikalische Therapie Fachklinik Satteldüne, Amrum

Mein Traumberuf Enge Kontakte zu langjährigen Patienten

Als die Anfrage der Redaktion kam, wie ich zur Behandlung von CF-Patien- ten gekommen bzw. warum ich dabei geblieben bin, hatte ich mich gerade wieder sehr darüber ärgern müssen, dass ich einen sehr weit entfernten Hausbesuch übernehmen sollte, für den ich nicht adäquat bezahlt werde. Also, warum mache ich das? Ich bin

seit über 35 Jahren in meinem Traum- beruf!

deren Schuleinführung, die erste große Liebe, den Schulabschluss, Berufswahl, Hochzeit und in den letzten Jahren auch zunehmend die Babys meiner Patienten. Es ist das Gesamtpaket, der Mensch, der dahinter steckt, der mich – meist mehr, selten weniger – begeistert. Es sind die, deren Leben ich begleite und die auch meins begleiten.

Ich hatte viele Patienten in meiner Kar- riere, aber noch nie hatte ich so enge, zugewandte, persönliche Kontakte zu meinen Patienten, wie seit dem Einstieg in die Mukoviszidose-Therapie. Ich sehe „meine“ Kinder aufwachsen, erlebe

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