Jahresbericht 2021

Teil B: Angebote und Wirkungen

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen Bericht einer muko.fit-Interventionskraft

Im besten Fall als „ungünstig“ zu bezeichnen war der Um- stand, dass dieser Rückzug auch notwendige Therapien und Ambulanzbesuche betraf. Aus Angst vor einer Infek- tion wurden Physiotherapie-Termine und die regelhaften Besuche in der Ambulanz nicht wahrgenommen. Allein die Fahrten dorthin wurden als problematisch angesehen. Bei den regelmäßigen Ambulanzbesuchen war es und ist es seitens der Betroffenen generell immer eine Frage des Abwägens der Risiken, wobei von meiner Seite aus immer auf die Wichtigkeit von Ambulanzbesuchen hingewiesen wird. Meine Aufgabe bestand darin, diesen Betroffenen in lan- gen Telefonaten Möglichkeiten zu erörtern, wie sie aus diesemZustand der Unterversorgung herauskommen kön- nen. Hinweise auf Online-Angebote unseres Vereins wur- den dankbar angenommen. Dies betraf auch das virtuelle Sportangebot des Mukoviszidose e.V., einer Videokonfe- renz mit angeleitetem Sportprogramm für Zuhause, oder die Vermittlung von Online-Physiotherapieangeboten. Einige Teilnehmer verfügen jedoch nicht über die techni- schen Geräte, um die vorgeschlagenen Angebote wahrzu- nehmen. Hier mussten andere Lösungen gefunden wer- den, z.B. Beratungen zu Möglichkeiten der Mobilisation zu Hause. Neben der Ermittlung von Lösungen, so mein Eindruck, waren die Gespräche und das darin entgegen- gebrachte Verständnis für die Situation oftmals schon hilfreich. Hilfe beim Weg durch den Antragsdschungel Eine weitere Schwierigkeit, die durch die Pandemie zu be- obachten ist, ist der Umstand, dass öffentliche Verwaltun- gen wesentlich länger für die Bearbeitung von Anträgen brauchen. Hinzu kommt, dass Anträge oftmals nur noch online zu stellen sind und keine persönlichen Termine in den Verwaltungen stattfinden, wobei auch hier natürlich das Problem ist, dass persönliche Termine aus Gründen des Infektionsschutzes wiederum grundsätzlich für einige Betroffene nicht in Frage kommen. Als Sozialarbeiter bin ich mit sozialrechtlichen Fragestel- lungen meiner Klientel beschäftigt. Dies betrifft Antrag- stellungen nach dem Schwerbehindertengesetz, Anträge auf Leistungen der Pflegeversicherung, aber auch Anträge auf einen Wohnberechtigungsschein u.v.m. Da gerade Virtuelle Alternativen zum Wegfall der Physiotherapie aufgezeigt

Als Interventionshelfer ist Sven Hoffmann im Programm muko.fit für die Psychosoziale Beratung zuständig.

Das vergangene Berichtsjahr war durch zwei besondere Themen gekennzeichnet. Das eine betraf, bzw. betrifft, nach wie vor alle Menschen in Deutschland und weltweit: Die Corona-Pandemie beeinflusst unser Leben. Dies hatte 2021 für Mukoviszidose-Betroffene in besonderer Weise eine Bedeutung. Als psychosoziale Interventionskraft im Rahmen des Pro- gramms muko.fit, das sich an Betroffene richtet, die einen krisenhaften Krankheitsverlauf haben und sich in sehr komplexen Problemlagen befinden, habe ich bundesweit Kontakt zu Teilnehmern des Programms. Ich konnte fest- stellen, dass CF-Betroffene noch einmal mehr als andere mit besonderer Vorsicht auf das Virus reagierten. Fragen wie „Was macht Corona mit CF-Betroffenen?“, „Wie kann ich mich schützen?“, „Bin ich durch meine CF noch anfäl- liger für eine Covid-19 Infektion?“ nahmen einen großen Raum im Denken und Handeln der Betroffenen ein. Das Problematische daran war, dass die Angst vor einer COVID-Infektion verbunden war mit einem sozialen Rück- zug aus allen Bereichen des Lebens. Dies ging so weit, dass das Haus, bzw. die Wohnung, nicht mehr verlassen wurde und notwendige Lebensmittel geliefert oder von der Familie oder Freunden vor die Tür gestellt wurden.

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Mukoviszidose e.V. | JAHRESBERICHT 2021

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