MUKOinfo Nr. 4/23: Grenzen überwinden trotz Mukoviszidose
Trotz Kaftrio: Arbeiten am eigenen Selbstwertgefühl hört nicht auf
war es nun, die gewonnene Kraft dosiert einzusetzen. Nun passierte es, dass ich durch Überarbeitung und Bossing so tief in einen Burnout fiel, sodass ich 2022 komplett arbeitsunfähig war. Die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit haben sich zwar erweitert, aber als ich diese über schritten hatte, fiel ich umso tiefer. Eltern wenden sich ab Ich finde, man hat sich in den Ambu lanzen zu lange nur um die körperliche Symptomatik bei CF-lern gekümmert. Dabei ist die Psyche genauso wichtig und beeinflusst die körperliche Gesund heit. Als ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, haben sich in dem Moment, als ich eine sehr schwere Sommergrippe hatte, meine Eltern von mir abgewendet: Ich bat sie, nach einer Woche Fieber und absolutem Ausnahmezustand mich ei nen Tag zu besuchen, da ich mich nicht mehr versorgen konnte. Sie lehnten ab, weil sie keine Lust hatten, 90 Minuten zu fahren. Und ich musste feststellen,
dass ich zwar alles für sie tun würde, sie aber nicht für mich. Ich wurde für sie im mer mehr zum Symptomträger: Die kran ke Tochter, die ihren Job nicht schafft usw. Was für eine harte Lektion. Dieses Familientrauma, neben dem Burn-Out, zu bewältigen, nahm mich die nächsten Monate völlig ein. Ruhe gibt mir Kraft Ich hatte glücklicherweise psycholo gische Hilfe, ohne die ich es nicht so schnell zu neuer Stärke geschafft hätte. Dennoch hört das Arbeiten am eigenen Selbstwertgefühl (meine Familie gibt mir das ja nicht), am Grenzen setzen und am Vertrauen in das Leben nie auf. Dass ich mich mit den richtigen Menschen offen austauschen kann, ist meine Rettung. Yoga und Wanderungen mit meiner Hündin erden mich. Meine Emotionen drücke ich am besten durch das Schrei ben und Kreatives aus.
Linda mit ihrem Waldspaziergänger
Linda lernte neu, die durch Kaftrio ge wonnene Lebensqualität und Kraft ein zusetzen. Auch durch psychologische Unterstützung überwand sie eine tiefe Lebenskrise. Unter Kaftrio ging es mir die letzten Jahre körperlich besser. Die Infekte wurden seltener und i.v.-Therapien waren entbehrlich. Die neu gewonnene Lebensqualität ist beeindruckend, aber auch trügerisch. Die Herausforderung
Liebe Grüße aus Potsdam Linda (37 Jahre, CF)
Offen über Mukoviszidose reden Auslandsstudium angetreten
Cora erzählt, wie sie vor einigen Mona ten Grenzen für ein Studium in Fribourg in der Schweiz überwandt. Ihr Fazit: „Der Aufwand hat sich gelohnt!“ Ich bin 21 Jahre alt, und mir geht es gesundheitlich gerade sehr gut, nur der normale Therapie- und Organisa tionsaufwand ist nötig. Ich habe die
letzten drei Jahre Jura in Berlin studiert und wollte vor dem Examen noch ein Auslandsstudium machen. Nach reifli cher Überlegung entschied ich mich für die Stadt Fribourg in der Schweiz. Dort kann ich Kurse auf Englisch belegen, die Stadt selbst ist mehrheitlich franzö sischsprachig. So kann ich gleich beide Sprachen verbessern.
Schon vor der Bewerbung fing ich an, Medikamente zu zählen, die Versiche rungslage zu klären und eine Wohnung zu suchen. Am Anfang erschien der Or ganisationsaufwand sehr groß. Selbst auf Austauschstudierende, die keine chronische Erkrankung haben, kommt ja stets eine Menge Papierkram zu. Bisher ließ sich aber jedes Problem lösen. Ich
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