muko.info 4/2022 Transplantation bei Mukoviszidose

Veranstaltungsort Schloss Montabaur (links); Eröffnung des ScieM durch die Tagungsleiter, PD Dr. Frauke Stanke und Dr. Simon Gräber (rechts)

des Immunsystems durch eine Makro phagentherapie. Speziell zugeschnit tene Makrophagen könnten mit Anti biotika beladen werden und dann das Abtöten von Keimen wie Pseudomonas und Staphylococcus verbessern, bzw. das Antibiotikum könnte spezifisch am Wirkort freigesetzt werden. Ein solcher Ansatz hätte eine sowohl antientzünd liche als auch antibakterielle Wirkung. Makrophagen können durch induzierte pluripotente Stammzellen hergestellt werden (iMonoMAC-System). Dafür benötigen die Forscher einige körper- eigene Zellen der Patienten, die sie im Labor in Makrophagen umprogram mieren können. In einem vom Muko viszidose e.V. geförderten Projekt (Dr. Munder, Projekt 1905) wird das derzeit untersucht und die Herstellung solcher Zellen in größerem Maßstab ist bereits erfolgreich in sogenannten Bioreaktoren möglich. Weiterhin wird erforscht, ob nach CFTR-Korrektur der Zellen (ex-vivo, d. h. außerhalb des Körpers) daraus ent wickelte Makrophagen die Infektionen besser bekämpfen können. Im Maus modell wird diese Fragestellung derzeit ebenfalls in dem Projekt untersucht. CFTR-Modulatoren funktionieren, das können viele CF-Betroffene aus eigener Erfahrung bestätigen. Entdeckt wurden die Modulatoren durch Screeningverfah ren, die Substanzen entsprechend der CFTR-Funktion in-vitro sortierten nach „wirkt“ oder „wirkt nicht“. Wie die Modu latoren wirken, ist noch immer Gegen CFTR-Modulation – vielleicht stehen wir erst am Anfang?

stand der Forschung. Immerhin konnten Forscher kürzlich zeigen, dass Ivacaftor, Tezacaftor und Lumacaftor direkt am CF TR-Protein binden können und auch wo sie binden. Das passiert nicht an der Stel le, die im Protein der Stelle der Mutation entspricht, wohl aber im Bereich, wo das Protein in der Membran sitzt. Die Erforschung der molekularen Grundla gen im Zusammenspiel der Modulatoren und des CFTR-Proteins ist wichtig, um Modulatoren noch besser zu machen – oder neue für andere CFTR-Mutationen zu entwickeln. In einem vomMukoviszidose e.V. geförderten Forschungsprojekt (Prof. Schlierf, Projekt 2005) wird genau hier angesetzt, indem die Bindung von Modu latoren und neuen Substanzen genau in den membrangebundenen Bereichen des CFTR-Proteins untersucht wird. „One fits all“ oder mutationsspezifische Ansätze? Gen oder Genkopie, die mRNA? Welche Zellen müssen erreicht werden? Wie kannman diese gezielt ansteuern? Wie vermeide ich Fehler („off-target-Effekte“)? Viele Fragen sind gerade für die Genthera pie bei Mukoviszidose noch zu klären. Immer mehr Wissen steht zur Verfügung und es wurden bereits Gentherapien bei anderen Erkrankungen zugelassen – d. h. grundsätzlich sind Gentherapien mach- bar. Entsprechend sind Gentherapien von großem Interesse für Betroffene, Behand- ler und Pharmafirmen – auch bei Muko viszidose. Und fast überall wird daran ge- Gentherapie: wahrscheinlich machbar, aber noch ein Stück Arbeit

forscht, allen voran in den USA, wo die ersten Gentherapien bereits gestartet sind. Aber auch die verschiedenen euro- päischen Länder haben fast alle Arbeits gruppen, die daran arbeiten eine Genthe rapie bei Mukoviszidose zu entwickeln. Die oben genannten Fragen werden demnach sicherlich nach und nach be antwortet, sodass wirksame und sichere Ansätze immer realistischer werden. Eine Zusammenfassung zu verschiedenen Ansätzen der Gentherapie ist auf unserer Internetseite zu finden: www.muko.info/ informieren/ueber-die-erkrankung/the rapien-in-der-entwicklung/gentherapie Das ScieM hat sich von einem kleinen, nationalen Projektleitertreffen im Jahr 2000 zu einem international geschätzten Scientific Meeting entwickelt, welches inzwischen auch Förderung durch die DFG erhält. Auch im nächsten Jahr wird der Mukoviszidose e.V. wieder nach Montabaur einladen und Forscher ganz gezielt zusammenbringen, die gemeinsa me Interessen verfolgen. Über das neue Schwerpunktthema für das ScieM 2023 soll auf der Mitgliederversammlung der Forschungsgemeinschaft Mukoviszidose im November entschieden werden.

Dr. Jutta Bend Mukoviszidose Institut Tel.: +49 (0) 228 98780-47 E-Mail: JBend@muko.info

Dr. Sylvia Hafkemeyer Mukoviszidose Institut Tel.: +49 (0) 228 98780-42 E-Mail: SHafkemeyer@muko.info

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