muko.info 4/2022 Transplantation bei Mukoviszidose
richtige Zeitpunkt erörtert. Die bisherige Therapietreue muss, trotz der Schwie rigkeiten ihrer Beurteilung, bei der Ent scheidung über die Aufnahme auf die Warteliste mit berücksichtigt werden. Hierfür sind vor allem die Angaben der betreuenden CF‑Ambulanz für das Trans plantationszentrum wichtig. Zusammen mit Therapeuten, Patienten und Umfeld sollte versucht werden, die mangelnde Therapietreue auszuräumen. Die wie derhergestellte Therapietreue sollte objektiv und langfristig dokumentiert sein. Eine Aufnahme auf die Warteliste setzt einen abgeschlossenen Entschei dungsprozess des Empfängers voraus. Gemeinsam mit den Transplantations spezialisten können Patienten aber wäh rend der Wartezeit entscheiden, vorü bergehend inaktiv in der Warteliste zu verbleiben. In diesem Status bekommen sie über die Vermittlungsstelle Euro- transplant keine Organangebote. Eine Burkholderia cenocepacia -Besied lung stellt in den meisten Tx-Zentren aufgrund einer Ein-Jahres-Überlebens- rate von nur ca. 40% nach Lungen- transplantation eine Kontraindikation für eine Lungentransplantation dar. CF‑Patienten, die präoperativ mit Myco- bacterium abscessus besiedelt sind, haben deutlich erhöhtes Risiko von postoperativen Weichteilinfektionen. Die Besiedlung mit anderen multiresis tenten Erregern (auch multiresistenter Pseudomonas) stellt im Allgemeinen keine Kontraindikation für eine Lungen transplantation dar. Die Transplantation von CF-Patienten, die mit Problemkei men infiziert sind, sollte in erfahrenen Zentren durchgeführt werden.
mationen wichtig. Diese Informationen dienen der Einschätzung, ob eine Trans- plantation eine mögliche Therapieoption darstellt, ob eine alleinige Lungentrans plantation ausreichend ist oder eine kombinierte Leber-Lungen-Transplan tation angestrebt werden muss sowie der Einschätzung, welche Therapien möglicherweise vor einer Lungentrans plantation optimiert werden müssen und können. Entsprechende Checklisten über notwendige Informationen für eine Vor stellung sollten bei dem jeweiligen Trans plantationszentrum angefordert werden. Organverteilung und Wartezeit Die durchschnittliche Wartezeit beträgt derzeit in Deutschland drei Monate für Empfänger, einige Patienten warten aber aufgrund seltener Größen oder Gewe beunverträglichkeit wesentlich länger. Während der Wartezeit sind regelmäßi ges körperliches Training, psychologi sche Unterstützung, Optimierung des Körpergewichts, Ernährungstherapie, Optimierung des Impfstatus (Diphtherie/ Polio/Tetanus-Auffrischung, Influenza, inkl. Haushaltsangehörige, SARS-2, Pneumokokken, unter Umständen hu mane Papillomviren, Hepatitis A/B) und die engmaschige Überwachung des Ge sundheitszustandes wichtig. Eine vorbe reitende pneumologische Rehabilitation ist auch für CF‑Patienten wichtig. Die Verteilung von Spenderlungen ge schieht in Deutschland seit 2011 durch die Vermittlungsstelle Eurotransplant, der weitere sieben europäische Länder angeschlossen sind, mithilfe des Lung Allocation Score (LAS). Der LAS schätzt anhand von 20 Variablen (u.a. Sauer stoffbedarf, Beatmung) den Überlebens vorteil durch die Transplantation für War telistenpatienten, also das Überleben
nach Transplantation gegen das Überle- ben auf der Warteliste ab. Seit der Einfüh rung des LAS ist die Sterblichkeit auf der deutschen Warteliste für alle Diagnosen, inkl. der CF gesunken und das Ein-Jahres Überleben nach Transplantation hat sich auf 82% in Deutschland verbessert. Der LAS wird bei Patienten bei Aufnah me auf die Warteliste und alle drei Mo nate (bei kritisch Kranken alle 14 Tage) erhoben. Die Verteilung von Spender lungen ist in Deutschland durch Richtli nien sehr detailliert geregelt. Einen bis 2011 bestehenden hochdringlichen (HU) Status gibt es in Deutschland seitdem nicht mehr und die Patienten müssen auch nicht mehr im Krankenhaus bis zur Transplantation warten, wie es für den HU‑Status nötig war. Die Corona-Pandemie hat für Deutschland erfreulicherweise zu keinem Rückgang der Lungenspender geführt, allerdings sind weniger Organe von den Zentren ange nommen worden, möglicherweise durch die zusätzlichen Belastungen des Gesund heitssystems und Personalknappheit. Spenderorgane werden sorgfältig aus gewählt, wobei in den letzten Jahren ein zunehmendes Spenderalter und Rückgang der Organqualität festgestellt wurde. Nachsorge Die Nachsorge nach Transplantation ist ein komplexer Prozess, der einen hohen personellen und apparativen Aufwand und sehr viel Mitarbeit des Patienten erfordert. Die Ansiedlung der Nachsorge in erfahrenen Transplantationszentren trägt entscheidend zu besseren Lang zeitergebnissen (s.u.) bei und ist durch Maßnahmen der Qualitätssicherung und nach Sozialgesetzbuch erforderlich. Das Fünf-Jahres-Überleben von Empfängern
Für die Anmeldung im Transplantations- zentrum sind eine Reihe von Basisinfor-
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Schwerpunkt-Thema: Transplantation
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